Pionier der NÖ Feuerwehrjugend verstorben, FF St. Pölten-Wagram trauert um Alfred Böck
- On 6. Januar 2023
Mit Trauer und großer Demut vor seinen Leistungen müssen wir vom Ableben unseres geschätzten Kameraden, Ehren-Hauptbrandmeister Alfred Böck berichten. Der allererste Jugendführer der FF St. Pölten-Wagram ist am Donnerstag, 5. Jänner 2023 spät abends friedlich entschlafen.
„Fredl“, wie ihn seine Feuerwehrkameraden nannten, wurde am 7. Dezember 1940 als „Ur-Wagramer“ in der Unterwagramerstraße inmitten des 2. Weltkrieges geboren. Zur Feuerwehr hat ihn nicht nur die Liebe zum Helfen gebracht, sondern seine Ehefrau Helga. Der junge Fredl hatte sich nämlich in die Tochter des späteren Feuerwehrkommandanten Alois Weichhart verguckt. Als (immer spaßeshalber gemeinte) Bedingung für dessen Einwilligung in die Ehe musste Böck aber der Feuerwehr beitreten. Tatsächlich kann Böck aber als Vollblut-Feuerwehrler bezeichnet werden.
Dieser Einsatz hat ihm vor fast genau 45 Jahren fast das Leben gekostet. Er war mit an vorderster Front, als es am 30. Mai 1978 zur verheerenden Gasexplosion in der Eybnerstraße gekommen war. Gemeinsam mit „Hasi“ Brandstetter war er im Keller des Mehrfamilienhauses, als es zur schrecklichen Durchzündung kam. Die Feuerwalze rollte direkt über die beiden hinweg. Das weitere Leben lang sollte er körperliche „Erinnerungen“ an diesen schwarzen Tag haben, an dem wir alle mit schrecklicher Härte vor Augen geführt bekommen haben, dass die Zeile in der Feuerwehr-Gelöbnisformel nicht von ungefähr kommt: „… und wenn nötig auch mein Leben einzusetzen!“ Fredl musste gemeinsam mit anderen Kameraden im Krankenhaus versorgt werden und hatte gleichzeitig den Verlust zweier Feuerwehrkameraden betrauern.
Schon viel früher hat er im Feuerwehrleben seine Bestimmung gefunden: Mit viel Engagement, Ausdauer und Liebe zum Nachwuchs hat Alfred Böck gemeinsam mit dem damaligen Kommandanten Rudolf Gschwendtenwein die Feuerwehrjugend aus der Taufe gehoben.
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Wagramer Feuerwehrjugend wurden die damaligen Wegbegleiter befragt. Am eindruckvollsten dabei ist wohl folgende Anekdote: Nach dem ersten gescheiterten Versuch, Jugendliche im Zuge der Haussammlung zum Beitritt zur Feuerwehr zu bewegen, gaben die beiden Erwähnten nicht auf und pilgerten durch die einzelnen Klassen der Schule Wagram und stellten das Feuerwehrwesen vor. Ein klassisches Zielspritzen mit dem Feuerwehrauto durfte natürlich nicht fehlen. Einige Tage später hatten die Schüler dann einen Aufsatz zu schreiben. Das Thema war „Eine Person, die ich bewundere“ und die „halbe Schülerschaft schrieb eindeutig über Alfred Böck“, hatte die damalige Deutschlehrerin erzählt. Der Erfolg war durchschlagend, 20 Kinder konnten bei der nächsten Jugend-Übung begrüßt werden. Wir schreiben das Jahr 1970!
Dem Ideenreichtum des Verstorbenen waren nur wenige Grenzen gesetzt. Um den Buben (damals waren noch keine Mädchen zugelassen) etwas neues und Herausforderndes zu bieten, rief Böck kurzerhand einen Vergleichswettkampf der damals schon bestehenden Jugendgruppen am Wagramer Schnoflplatz ins Leben. Als nur ein Jahr später das Sachgebiet Feuerwehrjugend im NÖ Landesfeuerwehrverband gegründet wurde, war der Wagramer Böck selbstverständlich fixes Teammitglied. Beim ersten offiziellen Jugendtreffen der Feuerwehrjugend in Gföhl im Jahr 1973 konnte auf die ersten Erfahrungen aus der heutigen NÖ Landeshauptstadt aufgebaut werden. Alfred Böck wurde im Laufe der Jahre schließlich sogar zum Lagerleiter ernannt, eine herausfordernde, verantwortungsvolle Aufgabe, die aber auch zeigt, wie sehr man in die Fähigkeiten des EVN-Mitarbeiters zählte. Zahlreiche Auszeichnungen wurden in den Jahren als Dank und Anerkennung verliehen.
Die heutige Führungsmannschaft, aber auch das Vorgänger-Kommando mit Ehrenkommandant Leopold Lenz und Ehren-Oberverwalter Richard Hager, ist der Feuerwehrjugend entsprungen. Man erkennt daran eindrucksvoll, wie richtig und wichtig der Weitblick der damaligen Entscheidungsträger war!
Neben der Feuerwehrjugend lag Alfred Böck aber auch die Kraftfahrerausbildung am Herzen. Und hier vor allem, dass die Sicherheit immer an erster Stelle zu stehen hatte. Wir können bestätigen, dass die Ausbildung vor allem für die angehenden Kraftfahrer der Einsatz-LKWs hart war. Mitten während der Ausbildungsfahrt wurden Fragen gestellt, die richtig zu beantworten waren. Aus heiterem Himmel forderte Böck den Einzuschuldenden auf, zum Beispiel rückwärts in einen Feldweg zu schieben. Was damals als hart empfunden wurde, hat den gewollten Nutzen gebracht: Nur wer sicher an den Einsatzort (und wieder zurück) gelangt, kann den Hilfsbedürftigen überhaupt helfen…
Ein Feuerwehrlebenslauf:
- Eintritt in die FF St. Pölten-Wagram am 1. Februar 1965
- 02.08.1973 – 31.12.1994 Bewerter beim Feuerwehrjugendlandeslager
- 1. Jugendführer der FF St. Pölten-Wagram von 1971 bis 1978
- Absolvierung des Feuerwehrleistungsabzeichens in Gold „Feuerwehrmatura“ im Jahr 1976
- Einsatz im Zuge des damaligen Feuerlösch- und Bergedienstes (heutiger KHD) nach einem Erdbeben in Friaul/Italien im Jahr 1976
- 09.07.1978 – 11.07.1988 Lagerleiterstellvertreter beim Feuerwehrjugendlandeslager
- 27.12.1983 – 20.04.1995 Gastlehrer in der NÖ Landesfeuerwehrschule
- 06.07.1989 – 13.07.1992 Lagerleiter beim Feuerwehrjugendlandeslager
- 01.01.1996 – 21.01.2006 Zugskommandant
- Überstellung in den Reservestand am 7.12.2006
Einen Artikel zu seinem Einfluss bei der Feuerwehrjugend finden Sie hier
die vielen Auszeichungen:
- 01.06.1973 Verdienstzeichen NÖ LFV 3. Klasse in Bronze
- 12.09.1977 Katastrophen-Verdienstzeichen des ÖBFV Friaul 1976
- 15.6.1978 Deutsche Feuerwehrmedaille
- 01.06.1979 Verdienstzeichen NÖ LFV 2. Klasse in Silber
- 11.08.1979 Internationales Bewerterabzeichen Perchtoldsdorf 1979
- September 1981 Einsatzmedaille Wien
- 01.06.1983 Bewerterverdienstabzeichen Bronze
- 06.07.1985 Bewerterverdienstabzeichen Bronze
- 01.09.1987 Verdienstzeichen ÖBFV 3. Stufe
- 08.07.1989 Bewerterverdienstabzeichen Silber
- 01.02.1990 Ehrenzeichen für vieljährige verdienstvolle Tätigkeit auf dem Gebiete des Feuerwehr- und Rettungswesens 25 Jahre
- 03.11.2005 Ehrenzeichen für vieljährige verdienstvolle Tätigkeit auf dem Gebiete des Feuerwehr- und Rettungswesens 40 Jahre
- 01.12.2015 Ehrenzeichen für vieljährige verdienstvolle Tätigkeit auf dem Gebiete des Feuerwehr- und Rettungswesens 50 Jahre
Unsere Gedanken sind nicht nur bei unserem „Fredl“, sondern auch bei seinen Angehörigen und Freunden. Der Verstorbene hat das „Feuerwehrgen“ nicht nur an seine Jugendangehörigen, sondern auch an seinen Sohn Max weitergegeben, der seine ersten FF-Schritte in Wagram gemacht hat. Ihnen alle wollen wir unser tiefes Beileid ausdrücken!
Danke Fredl für deinen Einsatz, deinen Weitblick und für deine Kameradschaft!
Wir bedanken uns mit einem letzten GUT WEHR!