Geschichte der FF St.Pölten-Wagram
Seit 1902 steht die FF St.Pölten-Wagram im Dienste der Öffentlichkeit. Die folgende Chronik soll einen kleinen Einblick über ein Jahrhundert „Retten-Löschen-Bergen-Schützen“ geben.
Seit 1902 steht die FF St.Pölten-Wagram im Dienste der Öffentlichkeit. Die folgende Chronik soll einen kleinen Einblick über ein Jahrhundert „Retten-Löschen-Bergen-Schützen“ geben.
Wahrscheinlich waren es die um 1900 wütenden Großbrände, die zur Gründung der Wagramer Feuerwehr geführt haben. Am 10. März 1902 fand im Gasthaus Zwetzbachermühle die Gründungssitzung der Feuerwehr Wagram statt, zu der 33 Kameraden erschienen waren. Josef Zwetzbacher wurde erster Kommandant unserer Wehr. Am 14. Juni 1902 konnte eine 4-rädrige Handdruckspritze der Firma Kernreuter in den Dienst gestellt werden.
Was wäre eine Feuerwehr ohne die nötige Unterkunft? Am 02. Juni 1905 luden die Wagramer Feuerwehrmänner zur ersten feierlichen Spritzenhaus-Einweihung
Am 25. August 1925 wurde die erste Automobilspritze der Firma Damisch in den Dienst unserer Feuerwehr gestellt.
Im diesem Jahr erfolgte die Errichtung der Filiale Unterwagram durch die Gemeinde St.Pölten.
Durch den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurden alle Feuerwehren, auch die Feuerwehr Wagram, als Verein aufgelöst und der Feuerschutzpolizei unterstellt.
Josef Weidinger wurde Kommandant der Wagramer Wehr.
Da immer mehr Feuerwehrmänner in den Krieg ziehen mussten, wurden am 10. September 1944 insgesamt 10 Wagramer Frauen für den Feuerwehrdienst vereidigt.
Hans Brandstetter übernahm das Kommando.
Als erstes Auto nach dem Krieg wurde im August 1947 ein Ford Unra um 3000 Schilling aus Eigenmitteln erworben. Das Fahrzeug wurde dann in Eigenregie zum Rüstwagen umgebaut.
Im Mai 1950 wurde ein Dodge aus Militärbeständen um 10.000 Schilling angekauft, und in Eigenleistung zu einem Tanklöschfahrzeug mit 2000 Litern Wasser umgebaut.
Dies war eines der ersten Tanklöschfahrzeuge im Bezirk St.Pölten und dementsprechend oft weit über die Stadtgrenzen hinweg im Einsatz.
Am 24. Juni 1959 konnte nach 2.500 freiwillig geleisteten Arbeitsstunden das Leichte Löschfahrzeug 15 in Betrieb genommen werden.
Rudolf Gschwendtenwein wurde zum Kommandanten gewählt.
Am 09. Oktober 1966 konnte ein neues Tanklöschfahrzeug Steyr 586 mit 2000 Litern Wasser in Betrieb genommen werden. Das Fahrzeug, das nach der FF Braunegg von einem Oldtimer-Freund gekauft wurde, war im Oktober 2012 noch immer fahrbereit und konnte bei der Messe „Retter 2012“ in Wels besichtigt werden.
Im Jahr 1970 wurde ein wichtiger Schritt zur Sicherung der Zukunft unserer Feuerwehr getätigt – die Gründung einer eigenen Feuerwehrjugend.
Seither werden Kinder und Jugendliche vom zehnten bis zum fünfzehnten Lebensjahr Schritt für Schritt an den Aktivstand herangeführt und in diesen überstellt.
Aufgrund der ständigen Erweiterung unseres Fuhrparkes wurde das bestehende Feuerwehrhaus zu klein, und die Errichtung eines neuen Feuerwehrhauses wurde nötig.
Im Jahr 1974 wurde der Fuhrpark um ein Tanklöschfahrzeug 1000 der Type Opel Blitz erweitert.
Die Bewerbsgruppe „St.Pölten-Wagram 3“ erlangte bei den Landesleistungsbewerben in Langenlois den 3.Platz.
Am 30.05.1978 erlebte die Feuerwehr Wagram den schwärzesten Tag ihrer Geschichte: Im Zuge von Löscharbeiten in der Eybnerstraße kam es zu einer verheerenden Gasexplosion. Dabei wurde unser Kamerad Verwalter Franz Hayden auf der Stelle getötet. Kommandant Rudolf Gschwendtenwein erlag eine Woche später seinen schweren Verletzungen. Zudem erlitten auch einige weitere Kameraden unserer Wehr und der FF St.Pölten-Stadt teils schwere Verletzungen. Dieses Datum veranschaulicht wie schnell aus der Gelöbnisformel, in der es unter Anderem heißt „…und wenn notwendig mein Leben zu riskieren, um meinen Mitmenschen zu helfen…“ bitterer Ernst werden kann.
Nach dem tragischen Tod von Kommandant Gschwendtenwein übernahm Alois Weichhart diesen Posten.
Eine junge Wettkampfgruppe der Freiwilligen Feuerwehr St.Pölten-Wagram wird zu internationalen Wettkämpfen im norddeutschen Salzbergen eingeladen und holt sich mit einer Fabelzeit von 45 Sekunden beim Löschangriff und 63 Sekunden beim Staffellauf den Siegerpokal!
Durch die ständig steigende Zahl von technischen Einsätzen war die Anschaffung eines hydraulischen Rettungssatzes notwendig geworden. Aufgrund der Tatsache, dass die Wagramer Wehr zu diesem Zeitpunkt eine der ersten Feuerwehren mit solch einem Gerät war, wurden wir immer wieder zu Einsätzen weit außerhalb der „Wagramer Grenzen“ alarmiert.
Im Jahr 1984 wurde ein Rüstlöschfahrzeug mit 2000 Litern Wasser angeschafft. Dies war eines der ersten Rüstlöschfahrzeuge in Niederösterreich. Heute sind Rüstlöschfahrzeuge aus dem Feuerwehrdienst nicht mehr weg zu denken. Schließlich sind sie die Arbeitstiere der Feuerwehren, da sie sowohl bei Bränden, als auch bei technischen Hilfeleistungen zum Einsatz kommen.
Hans Brandstetter wurde zum neuen Kommandanten der FF St.Pölten-Wagram gewählt.
Bei den NÖ Landesleistungsbewerben in Melk erlangten die Wagramer Feuerwehrleute den 1. Platz in Bronze und den 3. Platz in Silber.
Der Fuhrpark wurde durch ein TLF 3000 mit Arbeitskorb mit einer Arbeitshöhe von 19 Metern erweitert. Dieses Fahrzeug wurde in Zusammenarbeit der Feuerwehr Wagram mit den Firmen Penz und Rosenbauer entwickelt. Die Kombination aus Tanklöschfahrzeug und Hubsteiger ist in dieser Form in Österreich einzigartig.
Wolfgang Wicho wurde bei der jährlichen Mitgliederversammlung zum neuen Kommandanten gewählt.
Am 2. Dezember kamen bei einer verheerenden Gasexplosion in Wilhelmsburg 10 Menschen ums Leben – auch die FF Wagram stand bei diesem Einsatz mit allen Fahrzeugen im Einsatz.
Foto: FF Wilhelmsburg-Stadt
Im Jänner 2001 wurde Leopold Lenz zum Kommandanten gewählt.
Das Jahrhundert-Hochwasser in Niederösterreich fordert im ganzen Bundesland die Einsatzkräfte. Auch Wagramer Feuerwehrleute stehen wochenlang im Einsatz, um Keller auszupumpen, um Dämme aus Sandsäcken zu schlichten oder um die Versorgung eingesetzter Kräfte sicherzustellen.
Das alte Kleinlöschfahrzeug aus dem Jahr 1978 wurde durch ein KLF-W (Kleinlöschfahrzeug-Wasser) mit 800 Liter Löschwassertank ersetzt.
Erstmals nahmen 9 Wagramer Feuerwehrleute am Bewerb um das Atemschutzleistungsabzeichen in Tirol teil – aus der Idee und der Teilnahme am Bewerb entstand eine Freundschaft mit den Kameraden der FF Fügen im Zillertal.
Im August dieses Jahres konnte das neue Feuerwehrhaus in der Wienerstraße 70 feierlich eröffnet werden.
Nach 25 Jahren galt es das alte Rüstlöschfahrzeug auszutauschen. Seit Ende 2008 steht das neue RLFA 2000/200 Tunnel (Rüstlöschfahrzeug mit 2000 Liter Löschwasser- und 200 Liter Schaummitteltank für Einsätze in Tunnels) im Dienst. Im Zuge der Segnung des neuen Einsatzfahrzeuges wurde die seit 2004 bestehende Freundschaft mit den Kameraden der FF Fügen mit Urkunden zu einer Feuerwehr-Partnerschaft besiegelt.
Im Jänner 2008 stand die Abluftanlage der Firma Glanzstoff in Vollbrand, auch Teile der Produktionsanlagen waren betroffen. Gemeinsam mit über 20 anderen Wehren standen die Wagramer stundenlang im Einsatz.
In St.Pölten wurde nach anhaltenden Regenfällen Katastrophenalarm ausgelöst. Mehrere Straßen wurden überflutet. Zahlreiche Keller mussten ausgepumpt werden. Der Alpenbahnhof und die Alte Reichsstraße standen bis zu einen Meter tief unter Wasser.
Am Fronleichnamstag wurde die Landeshauptstadt durch eine gewaltige Gasexplosion geweckt. In der Munggenaststraße wurden dabei 5 Personen in einem Mehrfamilienhaus getötet. Die Feuerwehr Wagram wurde gegen 8 Uhr als 2. Feuerwehr zur Unglücksstelle alarmiert und stand bis in die späten Nachtstunden im Einsatz.
Im Rahmen der am 28. Jänner 2011 abgehaltenen Mitgliederversammlung, wurde das Kommando für eine Funktionsperiode von fünf Jahren wiedergewählt und bestätigte dabei eindrucksvoll das bisherige Führungsteam. Sowohl Leopold Lenz (Kommandant) als auch Walter Pichler (Kommandant-Stv.) konnten jeweils bis auf eine ungültige Stimme das Votum für sich entscheiden und nahmen die Wahl durch das Gelöbnis vor dem Bürgermeister an.
In den Alarmplänen der 2012 errichteten „Tunnelkette Perschling“ ist unter anderem auch die Feuerwehr Wagram angeführt. Entlang der Hochleistungsstrecke gehören im Ernstfall nicht „nur“ die Hilfeleistung mit dem Rüstlöschfahrzeug-Tunnel. Ebenso gehört, je nach Örtlichkeit der Schadenslage, auch das Stellen einer Portal-Einsatzleitung und die Versorgung aller Einsatzkräfte zu den Aufgaben der FF Wagram.
Im September 2012 feierte die Feuerwehr Wagram ihr 110-jähriges Bestehen. Im Zuge eines Festaktes gingen die Gäste auf eine kurze Zeitreise von der Gründung im Jahr 1902 bis heute. Dabei wurden in einem Film markante Anschaffungen, Arbeitseinsätze, Brände, Verkehrsunfälle, Bewerbe und viele andere Highlights ins Gedächtnis gerufen.
Am Samstag dem 5. Oktober 2019 wurde das Tanklöschfahrzeug “TLF 3000” in den Ruhestand verabschiedet. Das Fahrzeug hatte nach 25 Jahren rund 27.000 km bei fast 2.000 Einsätzen gesammelt. Zuerst wurde auf die Geschichte des “Pensionierten” eingegangen und nach einem melancholisch gestalteten Abgang, auf das neue HLF 3 eingestimmt. Eine besondere Ehre wurde Elfriede Göndle vom Autohaus Göndle zuteil, welche zum Dank für die großzügige Unterstützung unserer Wehr, als Fahrzeugpatin an der Front des neuen Fahrzeuges verewigt ist.